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Junge Mädchen machen ein Dorf berühmt
von Insa Lienemann – Ostfriesen-Zeitung

Die 800-Meterstaffel lief über Jahre der Konkurrenz in Deutschland davon / 25 Deutsche Titel

Der Erfolg war groß, die Bedingungen übel. Anja Engel, Frieda Janhsen, und Monika Bens trainierten häufig auf der Straße.

Sie liest sich wie ein Märchen: die Geschichte von den drei Mädchen, die jahrelang den Mittelstreckenläufern der großen Vereine davonliefen. Drei Mädchen, 25 Deutsche Titel und sieben deutsche Rekorde - von den zahlreichen Landestiteln einmal abgesehen. Wo anfangen? Vor mehr als 20 Jahren.
Der erste große Erfolg gelang den drei Mädchen 1979. Bei den Deutschen Staffelmeisterschaften in Salzgitter holten Frieda Janhsen, Monika Bens und Anja Engel über 3x800 Meter ihren ersten Titel bei einer Deutschen Meisterschaft und stellten gleichzeitig einen deutschen Rekord auf. „Danach war uns klar, dass noch mehr drin steckt“, sagt Janhsen: „Auf einmal hatten alle Respekt vor uns.“ Aber erst einmal haben die meisten sich doch sehr gewundert. Das Trainingsgelände in Ockenhausen war ein schlechter Fußballplatz mit einer 100 Meter Aschenbahn und einer 270 Meter langen Gras-Bahn, die sich die Leichtathleten selbst für das Mittelstrecken-Training hergerichtet hatten. Oft genug liefen die Mädchen deshalb auf der Landstraße. Trainer Ulrich Dumschat musste oft abends im Winter mit dem Auto hinter ihnen herfahren. Ulrich Dumschat. Bei ihm hätte man auch anfangen können. Der gebürtige Ostpreuße gründete 1954 den VfL Ockenhausen und baute zusammen mit seiner Frau die Leichtathletikabteilung auf.

Schon ab 1970 gab es Erfolge. Aber die VfL-Mädchenstaffel übertraf alle Erwartungen. Dumschat ist mehr als dreimal um die Welt gefahren, um seine Athletinnen von Ockenhausen zu den Wettkämpfen zu fahren. „Wir haben in den ersten 30 Jahren Ehe zweimal Urlaub gemacht“, sagt Frau Dumschat. Fast von jeder Wettkampf-Tour kehrten sie mit Titeln zurück. Ob aus Sindelfingen, Neuss oder München. Ob in der Halle, beim Cross oder auf der Bahn - immer wieder gab es Gold für Ockenhausen.

Nicht nur die Staffel sammelte Titel um Titel, auch im Einzelwettkampf über 800, 1 500 und 3 000 Meter liefen die Ostfriesinnen allen davon. „Das war schon eine wahnsinnige Zeit“, sagt Frieda Janhsen: „Besonders die Jahre 1982 und 1983 waren toll.“ Die Deutschen Staffelmeisterschaften in München zum Beispiel. Als 60 Ockenhausener mit zu den Deutschen Meisterschaften gefahren sind und die Mädchen mit der Staffel eigentlich nicht hätten antreten können. Monika war verletzt, Heike Huneke nicht als Ersatzläuferin gemeldet. Monika vergaß die Schmerzen und lief. Für die Titelverteidigung und die 60 Ockenhausener.
„Das war wohl der einzige Lauf, den ich nicht gesehen habe“, lacht Dumschat heute. Frieda Janhsen mochte auch nicht hingucken: „Aber als Monika dann vor den anderen den Stab übergab, war uns klar, dass wir unseren Titel verteidigen würden.“ So ging es noch 1983 und 1984 weiter. Dann kam der Knick. Der Sprung in die Frauenklasse verlangte intensiveres Training. Durch den Wechsel ins Berufsleben hatten alle weniger Zeit. Für optimales Training hätten die Athletinnen regelmäßig nach Hannover gemusst. „Das ging auf Dauer nicht mehr“, sagt Frieda Janhsen. Hinzu kam bei ihr eine schlimme Fußverletzung, von der sie sich nicht ganz erholte. Monika und Anja verloren die Motivation. „Ich bin einfach nicht mehr mit der Begeisterung wie früher dabei“, begründete Monika Bens damals ihren Ausstieg aus dem Spitzensport in der OZ. Frieda Janhsen lief während ihres Studiums in Göttingen noch einige Zeit.

Aber nur Heike Huneke blieb wirklich dabei. Sie wechselte nach Hamm und läuft bis heute. Was wäre, wenn - das denkt Frieda Janhsen nie: „Sicher hätte man den Verein wechseln können. Angebote gab es ja. Aber um gute Leistungen zu bringen, muss man sich wohlfühlen und auch Spaß an der Sache haben.“ So dachte sie schon mit 14. Ihrer Meinung und dem Grundsatz ist sie treu geblieben. Wo aufhören? Auch wenn es keinen letzten Lauf gibt, so ist ihnen allen die Deutsche Staffelmeisterschaft in Berlin 1985 als krönender Abschluss in Erinnerung geblieben. Dort haben Frieda, Heike und Monika in der Frauenklasse noch einmal den Titel über 3x800 Meter für den VfL Ockenhausen geholt. „Das war einen Tag vor unserer Silberhochzeit“, sagt Ulrich Dumschat. Ein tolles Geschenk: Es war der sechste Deutsche Staffel-Titel in Folge. Und das ist nach wie vor für ein Dorf wie Ockenhausen einmalig.

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